Roman Seelenbrandt Shortstory

Liebesbriefe

Teil 5


Nach einer halben Stunde wiegesagt, konnte sie ihrer Neugierde nicht mehr standhalten zog sich etwas sportliches zum anziehen über, kämmte kurz ihr Haar und fuhr dann doch Richtung Stadtpark. Sie wollte unbedingt mehr über die verpasste spielerei wissen, die sich vor einem viertel Jahr jemand einfallen ließ um Katharina kennenzulernen. Sie stand nun vor den 3 Bänken, wo sie glaubte das es die Bänke sind von dem der Geheimnisvolle Schreiber sprach, sie sah auch die große starke alte Eiche, sie vergewisserte sich ob sie denn alleine war in der höhe dieser Büschung um dann unbeobachtet nachsehen zu können ob das Briefkästchen noch dort liegt. Sie bückte sich hinunter vor die Eiche, und sah wie hier vor nicht allzulanger Zeit jemand im geäst gewühlt und ein kleinen stapel ähnlich das eines Nestes zusammen gewürfelt hat. Sie sah auch das helle Holz aus dem die Kiste bestand, und legte sie von dem geäst frei.

Sie betrachtete das kleine niedliche Kästchen und fing an zu schmunzeln, sie sagte sich wie süß, öffnete sie und nahm die dort beinhalteten Briefe heraus, sie steckte sie in ihre Handtasche, stellte das Kästchen zurück in sein Nestchen und krabbelte vorsichtig aus dem Gebüsch heraus, und fuhr mit ihrem schwarzen Polo abgelenkt von ihrer kurzweiligen Depression der letzten Tage mit einem lächeln nach Hause. Dort legte sie die eben erhaltenen Briefe zu den beiden anderen und ging sich im Badezimmer frisch machen. Als sie anfing die Briefe zu lesen musste sie oft lächeln, man sah ihr an das ihr die Worte von Raimund gut taten und sie die Idee überhaupt mit all dem verspielten drum herum für niedlich befand. Sie fing wieder an zu träumen, doch wurde nach dem letzten Brief etwas traurig, da Raimund sich in diesem Brief ja verabschiedet hatte. Sie ärgerte sich sichtlich über dieses verpasste Abenteuer. Doch sie ließ es sich nicht nehmen ihn trotzdem auch nach 3 Monaten mit einem Brief zu antworten.

Sie kramte ihr Briefpapier heraus, ihren besten Kugelschreiber und versuchte ihr Gefühl in Worte zu fassen: „ Hallo mein unbekannter natural Born Ladykiller, oder wie Du Dich nanntest, wie Du siehst, hab ich Dich nicht vergessen, in Wahrheit hab ich Dich niemals vergessen, denn ich hab Dich eben vor einer halben Stunde, am 19.10.2009 zum ersten mal gelesen, ich nannte Dich Ladykiller weil ich eben vor schamesröte fast gestorben bin, danke für Deine lieben Worte, die heute bestimmt der Vergangenheit angehören. Ich bin seit Stunden am überlegen wer Du sein könntest, aber mir fällt kein Mensch ein mit dem ich sprach der dazu in der Lage wäre, alleine Deine Schrift ist wahnsinnig schön, ich kenne keinen der so schön verschnörkelt schreiben kann, aber auch manches Deiner Worte hat mir sehr gut gefallen, Du darfst ruhig wissen das ich schon einwenig traurig darüber bin, was alles hätte passieren können, hätte ich Dich sofort wahrgenommen. Ich wollte mich nur noch bei Dir bedanken, auf die Idee kam wirklich noch keiner, vielleicht schaust Du ja noch mal vorbei hier, an unserer Eiche, denn dort landen nun meine Worte die Dich hoffentlich doch noch irgendwann erreichen!“

Sie verpackte den Brief natürlich auch in einen Briefumschlag, den sie in roter Farbe, von einer Glückwunschkarte nahm. In der Hoffnung das Raimund ihre Worte noch erreichen, denn im Moment fehlt ihr die Romantik wie angesprochen schon einwenig, denn sie fühlt sich alleine und im Stich gelassen von ihren Freunden. Sie fuhr also Richtung Stadtpark, es war leicht verregnet, im mittlerweile Herbst 2009, der Himmel war grau, das Laub fiel schon Braun und feucht von den Bäumen, sie war immer noch leicht benommen von der Aktion, sie wünschte sich es wäre nun Live, also aktuell ohne diesen hoffentlich Gedanken wird er meine Worte irgendwann lesen. Als sie an dieser Eiche stand, sah sie unter all dem braunen feuchten Laub die doch etwas durchnässte hellbraune Buchenholz Schatulle und fing wieder anzulächeln, ihr war es auch nicht mehr unangenehm, in diese Büschung zu gehen, natürlich sicherte sie sich vorher noch ab, ob jemand in der nähe war, aber es störte sie nicht mehr hätte sie jemanden übersehen. Losgelöst aller Gedanken, legte sie ihren Brief in die Schatulle und oben auf den Umschlag sogar noch ein grünes Kunststoff 4 Klee, der ihr Glück bringen sollte als besonderen Empfang sollte Raimund doch noch mal hier her zurück kommen.

Sie wühlte sich irgendwie aus dem Gebüsch, während es stärker anfing zu regnen, sie streifte mit den Händen über ihre Klamotten wie Hose und Jacke und trat ihre Schuhe ab, um sie von den geäst und Laub zu befreien. Mit einem Lächeln schaute sie hoch zur Eiche, die weit über ihr in den Himmel ragte. Sie ging zurück in Richtung Parkplatz, schaute dabei aber immer wieder zurück, zu dem Ort der ihr gerade sehr viel liebenswertes versprach, bis dieser Ort an ihrem Horizont verschwunden war. Zuhause, schloss sie die Tür hinter sich, und las Raimund seine Briefe noch einmal und jedes Gedicht. Von nun an, fuhr sie 4 Wochen lang jeden Tag nach Feierband, gegen halb 6 Uhr Abends, in den Stadtpark zu der Eiche, in der Hoffnung, jemand würde ihren Brief lesen, jeden Tag war sie guter Dinge und glaubte fest an ihr Glück. Es war nicht so als würde sie sich die große Liebe versprechen, sie ist nicht so leicht von ihren Gefühlen zu überzeugen, auch wenn sie sehr sympathisch erscheint, sehr nett und liebevoll auftritt, bevor sie jemanden sagt was sie fühlt dauert es eine Zeit, selbst wenn sie für jemanden etwas empfindet, ist sie ihrer Gefühle wegen ein sehr rational denkender mensch, was bedeutet, das sie ihre Gefühle nicht immer äußert, aber nicht um kühl zu erscheinen, sondern um sich selbst zu schützen. Sie hatte in diesem Augenblick nur Lust auf ein Abenteuer, und da dieser kennenlern Versuch von Raimund, eines war, verspürte sie auch unbändige Lust darauf. Motiviert an jedem Tag stand sie 4 Wochen lang mit einem lächeln auf, immer in der Hoffnung, heute Abend eine Antwort auf ihren Brief zu erhalten. Doch diese Antwort blieb aus. Raimund sah in den letzten 4 Wochen nicht einmal an der Eiche am Stadtpark vorbei. Nach 3 Wochen, fing Katharina an zu zweifeln, das sie noch mal etwas von Raimund hören würde bevor sie es nach 4 Wochen komplett sein gelassen hat, nach einer Antwort von Raimund zu sehen. Etwas enttäuscht kehrte auch in ihrem Leben wieder normalität ein, es war mittlerweile Ende November, tiefer Herbst, also war ihre Innenwelt auch leicht deprimiert, nach wie vor, war sie in ihrem Bekanntenkreis zerstritten und ein auf die Art und Weise geführter Briefwechsel hätte ihr gefallen. Aber es hat nicht sollen seien, also nahm sie all ihre Energie zusammen und versuchte ihr Leben wieder zu ordnen. Katharina flüchtete in ihre Arbeit und dekorierte ihr Haus neu und außerdem Weihnachtlich, sie machte es sich sehr gemütlich. Mit Volker hatte sie immer noch viel Spaß auf Arbeit und er half ihr sogar aus ihrer Traurigkeit. Bei Raimund verlief auch alles im alten trott, Weihnachten fuhr er in den Breisgau zu seinen Eltern, dort wo er sich über Weihnachten und Silvester jedes Jahr gerne aufhält, es ist also schon wieder Januar, es sind also bald 2 Monate vergangen seitdem Katharina doch noch auf die Briefe von Raimund reagierte. Raimund denkt nach wie vor an Katharina, er wundert sich selbst sehr darüber das er Katharina bisher noch nicht versuchte sie auf anderem wege kennenzulernen, denn sie wusste bis dato ja nicht wer Raimund war. Doch auf dem Weg vom Breisgau nach Hause, in Richtung Koblenz, waren seine Gedanken verstärkt um Katharina herum kreisen, es war spät Abends. Auf der Autobahn wenig Verkehr, es war nass kalt, die Lichter perlten sich durch das feuchte Wetter an der Windschutzscheibe, die Autobahnschilder brachten ihn immer näher nach Hause, schon seid Weihnachten denkt Raimund stärker an Katharina als an den Tagen nach dem er seinen letzten Brief an sie schrieb. Er war heilig Abend sehr traurig, denn seine Eltern die heute noch ein sehr glückliches romantisches Paar sind und seine bekannten aus dem Breisgau sahen auch alle sehr zufrieden aus, es war sehr schön anzusehen, wie sie sich Buchstäblich unterm Tannenbaum, bei Weihnachtsmusik, Kerzenlicht und sehr feiner Küche am Tisch liebten und miteinander harmonisierten. Natürlich dachte Raimund als einziger alleinstehender Mann diesem Abend an Katharina, die diesen Rahmen mit ihrer Optik gesprengt hätte ihre Eleganz, ihre Art sich zu kleiden, aber auch zu erzählen hatte schon sehr viel Magie, beinah Kraft und natürlich Erotik auf Raimund ausgeübt, so dass sie sich von der sehr netten Gesellschaft im Breisgau dennoch abgehoben hätte und rein von ihrem Erscheinungsbild sicher sehr nett aufgenommen worden wäre.

Als Raimund, die Autobahnabfahrt sah, die er nutzen musste um die Autobahn in Richtung seines Hauses zu verlassen war es spät Abends, ca 23:43 Uhr, immer noch war es nasskalt am 3 januar 2010. Raimund hörte ein schönes Lied das von Heimat erzählt, gesungen von einer Frau, die er sehr verehrt, weil sie so wahnsinnig sinnlich und gefühlvoll weibliche Sehnsucht beschreibt und singt. Wieder wurde sein Gefühl zu Katharina stärker und als er an einer roten Ampel stand, sah er das Schild Hauptbahnhof und erinnerte sich an den Stadtpark, den Stadtpark mit der Eiche und dem Buchenholz Briefkasten von vor gut einem dreiviertel Jahr, den er baute um Katharina Briefe zu schreiben. Er setzte sein Wagen an der roten Ampel an der er alleine stand zurück und ordnete sich links ein, um in Richtung Hauptbahnhof also Stadtpark zu fahren, er hatte sich kurzerhand entschlossen, nach dem Briefkasten an der Eiche zu sehen. Er fuhr also irgendwie Gedanken leer mit Enttäuschung erwartender haltung in richtung Stadtpark, er weiß in dem Moment wo er aus dem Auto aussteigt gar nicht wie er die letzten 2 Kilometer gefahren ist.